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Modellbahn in Südtirol

„Die größte Sammlung nützt gar nichts, wenn man sie nicht herzeigen kann“ so die Überzeugung des Nienburger Facharztes für Allgemeinmedizin Dr. Gunther Steitz. Im Südtiroler Rabland, einem Ort in der Gemeinde Partschins, hat Dr. Steitz sein Anliegen realisiert. Auf seine Initiative wurde ein denkmalgeschützter Stadl zu einem Ausstellungsgebäude für seine mehr als 20.000 Modellbahnsammlerstücke umgebaut. Mit Unterstützung von Landesregierung Südtirol und örtlichen Sponsoren ist in Jahresfrist die größte digitale Modelleisenbahnanlage Italiens entstanden.

Nachwuchsarbeit 

Mit kleinstem Personalstand, Geschäftsführerin, Techniker und Kassenaufsicht wird die Ausstellung für das Publikum bereitgehalten, in der ein Teil der umfangreichen Sammlung zu sehen ist. Mehr noch: den Nachwuchs für das Hobby „Modellbahn“ zu begeistern ist eine der großen Aufgaben, die sich die Mitarbeiter der Ausstellung gestellt haben. „Lasst die  Buben und Mädchen mit der Bahn spielen, etwas Kreatives beitragen, etwas ausprobieren“ so das Credo von Techniker Christian Schöpf der die Ausstellung betreut, wartet und Herr aller Züge ist. So sind auf der Anlage Mittelgebirge absichtlich einzelne Teile noch nicht montiert, um den interessierten Kindern die Möglichkeit zu geben, etwas für die Ausstellung beizusteuern, einen Fahrdraht zu montieren, eine Lok einzusetzen oder eine Rangierfahrt zu steuern. Die Erfahrung zeigt, dass auch die von Computerspielen oder Fernsehen beeinflussten Kids auch für ein kreatives Hobby begeisterungsfähig sind.

Drei Etagen Modellbahn

Im Erdgeschoss empfängt den Besucher eine Anlage mit dem Namen „Mittelgebirge“. In einer Phantasielandschaft vom Tal bis ins Gebirge sind viele Möglichkeiten des Modellbauers realisiert und stimmen den Betrachter auf das Thema Eisenbahn ein. Verschiedenste Zuggarnituren aus den unterschiedlichsten Ländern vieler Epochen bewegen sich auf vier voneinander unabhängigen Ebenen, um den Betrieb in möglichst allen Bereichen der Eisenbahnwelt zu zeigen. So stehen im BW Hintertupfing alle möglichen Lokomotiven, um die Vielfalt der im Lauf der Zeit eingesetzten Technik in Deutschland und den Nachbarländern darzustellen.  Auf der 35 qm großen HO Anlage bewegen sich 30 Züge vom ICE bis zum lokalen Güterzug. Etwa 500 Figuren ergänzen das Geschehen. Jede Ebene hat ihren eigenen Schattenbahnhof. An einem Ende der Modellbahnlandschaft sind die Kehrschleifen der vier Ebenen in offener Rahmenbauweise verwirklicht, die verschiedenen Zuggarnituren fahren gewollt langsam nur wenige cm vor dem Betrachter vorbei, um so dem Besucher auch kleinste Details zu zeigen. Durch die digitale Steuerung und einige Zufallsparameter kommt beim Zuschauer nie der Gedanke auf, „Diese Kombination habe ich doch schon einmal gesehen“.

Der Vinschgau im Modell
 

Ab Klobenstein fährt die Rittenbahn nach Oberbozen

Das Original am Bahnhof Klobenstein (Collalbo)

Die Modellbahnanlage die den ganzen zweiten Stock einnimmt, ist dem Thema Südtirol gewidmet. Auf 62 m Anlagenlänge ist die weltweit größte Panoramainszenierung von Brenner bis zum Stilfzer Joch realisiert. Aus über 3000 Photos genial komponiert ergeben die Hintergrundbilder die perfekten Ausblicke in die Ferne. Davor sind mit viel Liebe zum Detail Landschaft, Dörfer und Städte dargestellt und natürlich verbindet die Bahn alle Orte. Dass hier die ausschließlich italienischen Züge zu Hause sind, ist selbstverständlich. Der intensiven Sammelleidenschaft von Dr. Steitz ist es zu verdanken dass alle Epochen vertreten sind und sich so manche Rarität auf den Schienen bewegt. Von den die Alpentransversale nutzenden internationalen Zügen mit eingewechselten italienischen Zugpferden oder Mehrsystemlokomotiven bis zur Aprikosen transportierenden Nebenbahn ist viel Zugverkehr zu sehen. Trotz dieser  Vielfalt an Zügen entsteht hier nirgends der Eindruck, die Anlage sei überladen. Wenn  die kleine Diesellok Lilly (benannt nach ihrer Schaffnerin) mit einem Personenwagen und zwei Güterwägen durch die Weinberge und Apfelplantagen schnauft, kommen Urlaubsgefühle auf. Dass im Land der Seilbahnen diverse Aufstiegshilfen nachgebildet sind, ist logisch. Die meisten Seilbahnen sind selbst entwickelt und liebevolle Miniaturkopien der Vorbilder. Ein Schrägaufzug, der das inzwischen 80 Jahre alte Original  der Laaser Marmorbahn nachbildet, transportiert Marmorblöcke vom Berg ins Tal. Markante Burgen und die wichtigsten Kirchtürme des Obstanbaugebietes stehen oft als nach Originalbauplänen gebauten Modelle auf der 130 qm großen Anlage. Die Orte verbindet natürlich die  Nachbildung der  Vinschgerbahn. Wie viel Herzblut in dieser Darstellung steckt, wird aus der Forderung eines Bürgermeisters ersichtlich. Der Kirchturm seines Ortes musste höher gebaut werden, weil es nicht sein konnten, dass der Kirchturm von drei Pfarreien weiter um einige cm höher war.

Wechselausstellung

Der dritte Stock des klimatisierten Gebäudes zeigt in großen Schaukästen Teile der umfangreichen Sammlung des Hauptsponsors der Eisenbahnwelt. Nach Ländern und Bahnverwaltungen getrennt sind Modelle vieler Züge und Lokomotiven zu sehen. Besonderes Interesse des Sammlers sind Königszüge und Regierungszüge, selten gebaute Kleinserien oder Einzelstücke, Dr. Steitz hat sie.
Auch der legendäre Northlander, die von einem Hersteller nur in einer Serie von weltweit 5.000 Stück hergestellte Nachbildung des zeitweise nach Kanada ausgewanderten TEE Zuges fehlt in der Ausstellung nicht.
Geplant sind unterschiedliche Themen auf der Ausstellungsfläche im dritten Stock. Die abschnittsweise immer wieder wechselnde Modellbahnanlage der links- und rechtsrheinischen Bahnstrecken ist ein dringender Wunsch, der noch zu realisieren sein wird. Man könnte dort auch die Züge der Schweiz, Frankreichs, Belgiens und die der Niederlande verkehren lassen. Die Ausstellung einer bestimmten Epoche von Eisenbahnen  aus verschiedenen Ländern ist eine Sache der Organisation, nicht der Mangel an Modellen. Den Ideen der Eisenbahnenthusiasten in der Eisenbahnwelt sind Grenzen nur aus Platzgründen gesetzt.

Sammlerleidenschaft

Das dem Besucher nicht zugängliche Untergeschoss beherbergt die ganze Sammlung von Dr. Gunther Steitz und zwei kleine Arbeitsplätze, an denen der Sammler seine Schätze restauriert, sortiert und archiviert. Unterstützt wird er dabei von seine Frau Karin, die vom Sammeltrieb ihres Mannes schon längst angesteckt ist.
Das jüngste Teil seiner Sammlung ist die Nachbildung des italienischen Königszuges, der nur einmal von seiner Hoheit benutzt wurde, um von Italien nach Kiel zu fahren, um nach einer Schiffsreise wieder den Weg in die Heimat zu nehmen. Sechs Jahre habe er auf dieses Modell gewartet, das als Einzelstück in einer Modellbahnedelschmiede in Italien gefertigt wurde, so Dr. Steitz. Zu dem Zug, der in einer edlen Holzkiste verpackt ist, gehört natürlich auch noch ein Faksimile des damaligen Fahrplans und die Konstruktionsbeschreibungen von Lok und Wagen. 


Auf der Lok des Königszuges dürfen 
die passenden Insignien nicht fehlen
Die Eisenbahnwelt, für Modellbahnenthusiasten ein Muss, für Gäste und Bewohner in Südtirol nicht nur bei schlechtem Wetter ein sehenswerter, abwechslungsreicher Ausflug.
 

I-39020 Partschins / Rabland
Geroldplatz 3
info@eisenbahnwelt.it


 

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