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Dies und Das


Die Hammerschmiede am Langenpettenbach

Markt Indersdorf - Etwas versteckt und wenig bekannt steht zwischen Markt Indersdorf und Glonn die Hammerschmiede von Emmeran Ehrenleitner. Dem Besucher kamen schon ein paar nostalgische Gedanken in den Sinn, als ihm eher zufällig die alte Werkstatt vor die Kamera kam.
Das deutsche Museum kann eine solche Werkstatt nur unzureichend darstellen, es fehlt der Geruch, das Flair, die Arbeitsatmosphäre. In das frühe vorige Jahrhundert fühlt man sich zurückgesetzt, wenn man die Schmiede betritt. Über Transmissionsriemen wird die Kraft des kleinen aufgestauten Baches auf die einzelnen Maschinen übertragen. Zwei riesige Schmiedehämmer, die über Excenterscheiben angehoben werden und mit dem Eigengewicht auf das Werkstück herunter fallen, die Drehbank mit Riemenantrieb, der Amboss, das offene Schmiedefeuer, die Öl- und Wasserbecken für das Härten des geschmiedeten Stahls, alles so eingerichtet, wie es seinerzeit den Beginn des Maschinenzeitalters darstellte.
Am Ende des 15. Jahrhunderts war die Hammerschmiede gegründet worden, der Wasserrechte wegen nur am Langenpettenbach geduldet, denn die Glonn gehörte ja schon den Müllern. In der damaligen Waffenschmiede, einer sogenannte Schleife, durfte man mit der Erlaubnis der herrschenden Adeligen und Geistlichen Herren scharfe Werkzeuge herstellen. Zur Schmiede gehörte ein Kohlenmeiler, das Erz für die Eisengewinnung holte man vom Untersberg und aus der Tschechei.
Seit etwa 1700 ist die Schmiede im Familienbesitz. Der heute 70 jährige Schmiedemeister Emmeran Ehrenleitner übernahm 1956 den Betrieb von seinem Vater Max. Damals wie heute fertigt man Werkzeuge für die Land- und Forstwirtschaft. Pickel, Meißel, Pflugscharen, Äxte, Schaufel und Kunstschmiedestäbe.
Allerdings wird die Produktion in der Hammerschmiede heute nur noch auf kleiner Flamme gefahren, sind doch industriell gefertigte Schaufeln, Pickel und Äxte wesentlich billiger zu erhalten. Emmeran Ehrenleitner schmiedet bei Bedarf Pflugscharen, repariert Meißel, vor allem ist seine Kunst bei der Anfertigung oder Reparatur von Kompressormeißeln für die Bauwirtschaft gefragt. Kunstschmiedestäbe schmiedet er nach überlieferten Mustern in Handarbeit, so entstehen in der zum Betrieb gehörenden Schlosserei Tore, Grabkreuze, Fenstergitter, Treppen- und Balkongeländer 
Die Tochter Katharina hat 1980 die Gesellenprüfung als Hammerschmiedin absolviert, um die Werkstatt weiter aufrecht erhalten zu können. Als Stahlbauingenieurin blieb sie dem Metier treu, auch wenn sie sich heute hauptsächlich um den Eisenwarenladen in Markt Indersdorf kümmert.
Es ist zu hoffen, dass dieses Denkmal der frühen Industrialisierungsgeschichte unserer Nachwelt erhalten bleiben wird und noch viele Besucher mit seiner nostalgischen Ausstrahlung beeindrucken kann. Vergessen sollte man dabei nicht, dass dieses Flair mit härtester körperlicher Arbeit und viel Schweiß verbunden ist.
Auch wenn man heute mit modernen Maschinen und Arbeitstechniken alle Produkte billiger und schneller herstellt, ohne diese damaligen Entwicklungen gäbe es den heutigen Kenntnisstand nicht.

hwa
 


 

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